Grußwort von Prof. Dr. Mechthild Duppel
Prof. Dr. Mechthild Duppel | Sophia Universität Tōkyō, Faculty of Humanities Department of German Literature
Herzlichen Glückwunsch zum 40-jährigen Jubiläum!
Wie viele Studierende, Lehrende und Gäste waren wohl im Laufe dieser langen Zeit am Institut für Japanologie in der Dantestraße, dann am Industriehof, schließlich im Juridicum? Als ich im Sommersemester 1981 nach Frankfurt kam, befand sich die Japanologie in der Dantestraße 4-6: ein durchschnittlicher Zweckbau, im Erdgeschoss ein Kaffeeautomat, auf jeder Etage ein Institut, wir im 6. Obergeschoss. Das Wir-Gefühl stellte sich schnell ein, gab es doch nur wenige Studierende, alle kannten sich gut, und natürlich bestand auch enger Kontakt zu Frau Nasu, unserer Lektorin, und zu unserem Professor, Herrn May. Ekkehard May hatte gerade den Lehrstuhl übernommen – ein junger Forscher, der das Institut (damals noch die »Sektion Japanologie« des Instituts für Orientalische und Ostasiatische Philologien) zu einem sogar in der japanischen Kokubungaku („Landesliteraturwissenschaft“ ) anerkannten Schwerpunkt für Edo-zeitliche Editionswissenschaft formte.
Wir Anfängerinnen lernten modernes Japanisch und klassische Grammatik, lasen mühsam Zeitungsartikel und literarische Texte. Alles war anstrengend, gleichzeitig faszinierend und machte vor allem viel Spaß. Das Lernen in der Gruppe, die individuelle Betreuung und Förderung durch die Lehrenden, die Teilhabe an Ekkehard Mays Forschung, nicht zu vergessen die Semesterfeiern im schönen Haus von Ehepaar May machten für mich »die Frankfurter Japanologie« als Ganzes aus. Wie privilegiert wir waren, wurde mir erst Jahre später bewusst, als ich selbst am Institut zu arbeiten begann. Es war unverändert in der Dantestraße, inzwischen jedoch räumlich sehr beengt: Die Studierendenzahlen stiegen Ende der 1980er Jahre deutlich an, aus meiner Sicht erfreulich und bedauerlich zugleich. So positiv ich das zunehmende Interesse fand, zielte es überwiegend auf die ökonomische Stärke Japans und nicht auf Literatur und Kultur Japans. Keine gemeinsame Ausrichtung, sondern die Diversifizierung von Erwartungen und Bedürfnissen – eine ungewohnte Situation. Das folgende Domizil der Japanologie am Industriehof lernte ich nicht kennen, sondern hörte lediglich von den Auswirkungen der in Japan geplatzten Bubble, später von Ekkehard Mays Emeritierung 2000, seiner Nachfolge durch Lisette Gebhardt und dem Manga-Boom bei den Studierenden in den frühen 2000er Jahren.
Im Wintersemester 2018/19 hatte ich die Gelegenheit, drei Monate als Gastprofessorin am Institut zu verbringen. Der neue Ort, das Juridicum, war mir von außen vertraut, überraschend vertraut dann aber auch die freundlich-entspannte Atmosphäre in der Japanologie mit bekannten und neuen Gesichtern. Das Lehrangebot war deutlich umfangreicher geworden, die Studierenden hatten mehr Japan-Erfahrung, doch unverändert erlebte ich die Begeisterung für Japan und die wissenschaftliche Neugier. Die Neugestaltung des Fachs und die etwas später erfolgte Erweiterung der Forschungsschwerpunkte ab 2009 nahm ich als sehr positiv wahr: zwei Lehrstühle, die je einen Teil der Frankfurter Japanologie-Tradition fortführen, nämlich die Literaturwissenschaft (Lisette Gebhardt) und die Beschäftigung mit der Edo-Zeit (Michael Kinski), dabei jedoch auf innovativen Ansätzen beruhen und nicht zuletzt durch zahlreiche Publikationen und Veranstaltungen national wie international wahrgenommen werden.
Herzlichen Dank allen, die in diesen vier Jahrzehnten gewirkt haben und weiter viel Erfolg denjenigen, die hier wirken!
Mechthild Duppel