Grußwort von Prof. Dr. Enrico Schleiff
Liebe Japanologie der Goethe-Universität Frankfurt!
Seit 1925 gibt es an der Goethe-Universität Frankfurt die Ostasienforschung, seit 1981 die mit einer Professur institutionalisierte Japanologie. Mit der Verlegung des Marburger Japanzentrums vor fünfzehn Jahren ist die Japanologie in Frankfurt gestärkt worden, 2009 wurde sie mit einer zweiten Professur ausgestattet. Für eine Volluniversität ist dies Anspruch und Zierde zugleich: denn gerade ein Fach wie die Japanologie ist eine Brücke in die weite Welt, trägt zur Internationalisierung bei und ermöglicht den Zugang zu neuem Wissen, das aus eigener Sprachkenntnis geschöpft wird.
Als im 13. Jahrhundert Marco Polo um die halbe Welt in den Fernen Osten reiste, berichtete er von Cipangu – dem sagenhaften Reich der aufgehenden Sonne: Das ferne, unerreichbare und geheimnisvolle Cipangu wurde zur Projektionsfläche und Leerstelle. Doch wirkliches Wissen über die Verhältnisse, ob dieses Land reich oder arm ist, in kultureller Blüte steht oder nicht, hatte man freilich kaum.
Und heute? Die technischen Innovationen und Kulturerzeugnisse aus Japan sind fast jedem bekannt, das Land scheint näher gerückt, qua Internet ist ohnehin alles sofort verfügbar. Insbesondere in Zeiten der Informationsflut kann man eben nicht nicht Wissen, um Paul Watzlawick zu paraphrasieren. Vorstellungsbilder formieren sich und ersetzen eine differenzierte Wahrnehmung – damals wie heute. Unkenntnis und Überlagerung – Skylla und Charybdis: Doch die Wissenschaft hat die Aufgabe und das Vermögen, hindurch zu steuern.
Gegenwärtig vertrauen der japanbezogenen Ausbildung im BA-Studiengang annähernd 600 Kommilitonen und Kommilitoninnen, die im WS 2020/2021 in der Japanologie immatrikuliert sind (Tendenz steigend). Welch schöneres Geschenk kann es geben als solch ein vielfaches Vertrauen, als solch eine Bestätigung der eigenen Arbeit? Diese hohen Studierendenzahlen bedeuten wahren Reichtum – für die Japanologie und die Universität gleichermaßen.
Liebe Frankfurter Japanologie: Zum Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche, zur geleisteten Arbeit aber den allerhöchsten Respekt!
Enrico Schleiff
Präsident der Goethe-Universität Frankfurt